ETF-Sparplan als Altersversorgung???
16.01.2025
Altersvorsorge: Warum ein reiner ETF-Sparplan nicht die Lösung ist
ETFs gelten als unkompliziert, kostengünstig und flexibel – eine unschlagbare Kombination für die Geldanlage. Kein Wunder, dass immer mehr Kunden sie auch für die Altersvorsorge nutzen. „Mach es selbst“ lautet die Devise, frei nach dem Motto: Wer ETFs hat, braucht keinen Berater, keine Versicherung und keine zusätzliche Absicherung.
Doch genau hier liegt der Denkfehler. Nicht die ETFs selbst sind das Problem, sondern der Do-it-yourself-Ansatz, der sich häufig dahinter verbirgt. Altersvorsorge ist weit mehr als ein Sparplan. Wer glaubt, mit einem ETF-Sparplan allein seine finanzielle Zukunft zu sichern, unterschätzt die Komplexität des Ruhestands und die Risiken, die auf dem Weg dorthin lauern. Wichtig: Das bedeutet nicht, dass dieser Weg unmöglich ist, sondern ich möchte lediglich aufzeigen, dass er unterschätzt wird.
ETFs: Starkes Werkzeug, falsche Anwendung?
ETFs sind unbestritten ein exzellentes Finanzprodukt. Sie bieten:
- Breite Diversifikation: Mit einem einzigen ETF können Kunden in Hunderte oder Tausende Unternehmen weltweit investieren.
- Kosteneffizienz: Mit niedrigen Verwaltungsgebühren sind ETFs unschlagbar günstig.
- Transparenz und Flexibilität: ETFs sind leicht verständlich und einfach handelbar.
Doch genau diese Vorteile verleiten viele Anleger dazu, ETFs als All-in-One-Lösung für die Altersvorsorge zu betrachten. Was dabei oft übersehen wird: Die Altersvorsorge ist ein langfristiges, lebensphasenübergreifendes Projekt, das nicht nur Rendite, sondern auch Sicherheit, Stabilität und Planungssicherheit erfordert.
Ein reiner ETF-Sparplan ist daher kein risikofreies und vor allem kein pauschal zu empfehlendes Altersvorsorgekonzept. Er mag in der Ansparphase gut funktionieren, doch je näher man an die Auszahlungsphase kommt, desto deutlicher werden die „Schwächen” dieses Konzepts.
Die Schwächen des Do-it-yourself-Ansatzes
1. Kein Schutz vor Lebensrisiken
Das größte Lebensrisiko im Bereich der Altersvorsorge ist – so komisch das klingen mag – dass man länger lebt als geplant. Und wenn am Ende noch „Leben” da ist, aber kein Geld mehr, dann ist das eine eher suboptimale Situation. Ein reiner ETF-Sparplan kann am Ende des Tages, egal, wie der spätere Entnahmeplan aussieht, dieses Risiko niemals zu 100 % absichern. Es geht nicht, weil zu viele Variablen unbekannt sind (tatsächliche Höhe des Endkapitals, Marktschwankungen während der Entnahmephase, etc.).
Hier bieten clevere, private, fondsgebundene Rentenversicherungen klare Vorteile. Sie kombinieren die Möglichkeit, in ETFs zu investieren, mit dem zusätzlichen Schutz vor dem Langlebigkeitsrisiko. Ein reiner DIY-ETF-Ansatz wird dieses Risiko nicht absichern können.
- Keine Absicherung gegen Börsenschwankungen
Die Volatilität der Märkte ist ein weiteres Problem. Während der Ansparphase mag es verkraftbar sein, wenn die Märkte schwanken – Zeit heilt schließlich viele Wunden. Doch in der Entnahmephase kann ein Börsencrash existenzgefährdend werden:
- Das Sequenzrisiko: Fällt der Markt stark, kurz bevor oder während Ihr Kunde anfängt, Geld zu entnehmen, wird das Portfolio massiv geschwächt. Anders als in der Ansparphase können Verluste nicht mehr durch weiteres Sparen oder Zeit ausgeglichen werden. Die Zeit ist ihm dann sprichwörtlich davongelaufen.
- Fehlende Planungssicherheit: Ohne garantierte Auszahlungen oder eine strukturierte Entnahmeplanung läuft Ihr Kunde Gefahr, das Geld zu früh aufzubrauchen.
Ein smartes Ablaufmanagement innerhalb einer fondsgebundenen Rentenversicherung kann genau dies verhindern. Das Kapital wird rechtzeitig – und wenn markttechnisch sinnvoll (hier sollten Kunden genau prüfen, wie das Ablaufmanagement beim Versicherer aussieht) – vor Rentenbeginn in weniger volatile Anlagen umgeschichtet, sodass eine planbare, lebenslange Rentenzahlung entsteht, auf welche man sich verlassen kann.
3. Keine steuerliche Optimierung
Ein ETF-Sparplan mag steuerlich attraktiv erscheinen, doch er schöpft nicht das volle Potenzial aus. Private Rentenversicherungen, die ebenfalls in ETFs investieren können, bieten steuerliche Vorteile (Besteuerung nach dem Ertragsanteil bei lebenslangen Rentenzahlungen vs. Abgeltungssteuer bei ETF-Sparplänen), da die Erträge später nur anteilig versteuert werden müssen. Diese Vorteile entstehen insbesondere in der Rentenphase, wo Sparpläne voll steuerpflichtig sind.
4. Emotionales Risiko durch DIY-Ansatz
Finanzielle Entscheidungen sind oft emotional, besonders in turbulenten Marktphasen. Wer seinen ETF-Sparplan selbst managt, könnte in Krisenzeiten überhastet verkaufen oder zu riskant nachkaufen. Ohne einen klaren Plan und emotionale Distanz können solche Fehlentscheidungen erhebliche Schäden anrichten. Und hier appelliere ich an die Vernunft eines jeden Einzelnen und hoffe, dass die meisten Menschen ihr Ego an dieser Stelle im Griff haben: Eine Selbstüberschätzung à la „Ich werde hier niemals emotional handeln” ist hier einfach eine falsche und wenig rationale Sichtweise. Ich selbst als Versicherungsmakler, jemand der sich tagtäglich mit den Finanzmärkten und Altersvorsorge beschäftigt, würde niemals meine eigene Altersvorsorge rein über einen ETF-Sparplan managen. Ich bin mir einfach bewusst, dass es Situationen gibt, in denen ich – wenn ich die Möglichkeit habe – emotional handeln werde und nicht rational. Und dieses Risiko darf niemand einfach so ausblenden. In anderen Worten: Das größte Risiko bei einer Do-it-yourself-ETF-Sparplan-Altersvorsorge ist mit großem Abstand der einzelne Anleger selbst.
Die Stärken einer professionellen Altersvorsorge-Lösung
Statt auf einen reinen ETF-Sparplan zu setzen, kann eine Kombination aus ETFs und professionellen Vorsorgelösungen deutlich mehr Stabilität und Sicherheit bieten. Eine private Rentenversicherung, die ETFs als Anlageform nutzt, integriert die Vorteile von ETFs in ein größeres Vorsorgekonzept:
- Planungssicherheit: Garantierte Auszahlungen und eine klar geregelte Entnahmestruktur geben Ihren Kunden finanzielle Stabilität im Ruhestand.
- Lebenslange Rente: Anders als ein Sparplan, der irgendwann aufgebraucht sein kann, bietet eine Rentenversicherung oft lebenslange Auszahlungen – unabhängig davon, wie alt Ihr Kunde wird.
- Professionelle Verwaltung: Kunden müssen sich nicht selbst um die Verwaltung und Anpassung des Portfolios kümmern – dies übernimmt ein professionelles Management, jedoch mit der Möglichkeit z. B. jederzeit selbst die Anlage umschichten zu können – ohne zusätzliche Kosten.
Die Rolle von Beratung und Strategie
Ein häufiger Fehler beim Do-it-yourself-Ansatz ist, dass die langfristigen Bedürfnisse unterschätzt werden. Viele Anleger denken beim Sparen in Renditen, vergessen aber die Bedeutung von Liquidität, Sicherheit und Flexibilität. Eine solide Altersvorsorge ist keine statische Lösung, sondern ein dynamisches Konzept, das sich an veränderte Lebensumstände anpassen muss.
Fazit und Empfehlung
Ein reiner ETF-Sparplan wird für viele Kunden am Ende nicht das passende Altersvorsorgekonzept sein. Ohne die richtige Struktur und Absicherung birgt er erhebliche Risiken, vor allem in der Entnahmephase oder bei unerwarteten Lebensereignissen. Das sollte sich ein jeder ausreichend bewusst machen.
Die beste Lösung liegt oft in der Kombination: ETFs können ein wichtiger Baustein sein, sollten jedoch in ein umfassendes Vorsorgekonzept eingebettet werden, das sowohl Rendite als auch Sicherheit bietet. Eine fondsgebundene, private Rentenversicherung auf ETF-Basis verbindet die Vorteile aus beiden Welten, wovon viele Sparer profitieren können.
Abschließend möchte ich aber noch mal hervorheben, dass ich ebenfalls niemals sagen würde, dass eine private Rentenversicherung für alle Menschen die perfekte Altersvorsorge ist. Das wäre genauso falsch und anmaßend, wie die Aussage, dass ein ETF-Sparplan für jeden Menschen die perfekte Altersvorsorge wäre.
Es wird immer eine individuelle Einschätzung sein, mit welcher Philosophie man sich wohler fühlt, um das zu erreichen, was wir uns alle wünschen: einen entspannten Ruhestand ohne finanzielle Sorgen.