Die Pflegeversicherung hat im ersten Quartal 2024 ein Defizit von 650 Millionen Euro
verzeichnet, das bis zum Jahresende voraussichtlich auf 1,5 Milliarden Euro anschwellen wird. Im
nächsten Jahr droht gar ein Minus von 3,4 Milliarden Euro – obwohl durch die Beitragsanhebung
zum Juli 2023 und weitere Maßnahmen deutlich mehr Geld in der Kasse ist als in früheren
Jahren. Als Hauptgrund nennt der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen einen
ungewöhnlich starken Anstieg der Pflegefallzahlen. Gesetzlich Krankenversicherte müssen sich
mithin auf eine weitere Pflegeversicherungs-Beitragsanhebung einstellen.
Die jüngste Reform hat mit ihren Pflegekostenzuschüssen derweil nicht zu einer echten
Entlastung der Pflegebedürftigen geführt, da die Heimbetreiber unter Kostensteigerungen
ächzen. Im Januar kletterte der bundesweite durchschnittliche Eigenanteil bei stationärer Pflege
im ersten Jahr auf 2.576 Euro monatlich, so viel wie nie zuvor. Wer sein Vermögen nicht diesem
Kostenrisiko aussetzen will, sollte frühzeitig mit einer privaten Pflegeversicherung vorsorgen. Je
nach Typ und Konditionen zahlt sie im Pflegefall entweder ein Tagegeld oder eine Rente aus
oder erstattet die nachgewiesenen Kosten.
Hartnäckig hält sich der Ruf eines „Kavaliersdelikts“ – doch Versicherungsbetrug ist nicht
weniger verwerflich und strafbar als andere Betrugsformen. Auf aktuell mehr als 6 Milliarden
Euro schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) den dadurch
jährlich entstehenden Schaden, für den am Ende das Kollektiv aller Versicherungskunden
aufkommen muss. Der Rekordwert liegt nicht in einer gestiegenen Betrugsquote begründet;
nach wie vor gelten rund 10 Prozent der Schadenmeldungen als Verdachtsfälle. Vielmehr hat das
Gesamtschadensvolumen deutlich zugenommen, sodass deren absoluter Wert nun mutmaßlich
erstmals die 6-Milliarden-Schwelle überschreitet.
Besonders in der Kfz-Sparte werden viele auffällige, da nicht stimmige Schadenmeldungen
registriert. Wer bei den immer ausgefeilteren Anti-Betrugs-Maßnahmen ins Visier gerät und
überführt wird, muss nicht nur mit einer Leistungsverweigerung und Vertragskündigung, sondern
auch mit hohen Geld- und im Extremfall sogar Haftstrafen rechnen.
Ob Künstliche Intelligenz, Robotik, neue Analyseverfahren oder minimalinvasive Eingriffe – die Medizintechnik profitiert enorm von neuen Technologien. An diesen Entwicklungen können auch Anleger partizipieren.
Ein kleines Gerät, nicht größer als ein Smartphone, soll schon bald Millionen Menschen das Leben retten. Eine Schnelltest-Kartusche, vollgepackt mit Hightech, macht sich auf die Suche nach Infektionen und genetischen Mutationen. Einfach in der Anwendung, blitzschnell und zuverlässig. Vivalytic heißt die Analyseplattform, die in das Gerät integriert wurde. Das deutsche Unternehmen Bosch hat sie entwickelt und arbeitet konsequent an der Erweiterung der Anwendungsgebiete dieser Medizintechnik. In einem ersten Schritt soll es zum Erkennen von Sepsis, also Blutvergiftungen, eingesetzt werden.
Mit weltweit etwa 50 Millionen Sepsis-Fällen und elf Millionen Toten pro Jahr ist eine Blutvergiftung laut Fachliteratur für etwa 20 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Mittelfristig, so Bosch, soll Vivalytic sogar Krebserkrankungen identifizieren können. Ein riesiger Markt öffnet sich da, mit Milliardenumsätzen. Angesichts dieser Aussichten ist es verständlich, dass Bosch die Medizintechnik zu einem neuen Schwerpunktgeschäft ausbauen will. Der Konzern, dessen Anteile hauptsächlich von der privaten Robert Bosch Stiftung gehalten werden, stellt sich daher mit dem sukzessiven Wegfall der Verbrennertechnologien für die Autoindustrie mit der Medizintechnik breiter auf.
KI erkennt Krankheiten
Das beschriebene Beispiel ist kein Einzelfall. Der Fortschritt in anderen Technologiebereichen schwappt nun in vollen Zügen auf die Medizintechnik über. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa der Einzug der Künstlichen Intelligenz, kurz KI, in die Diagnostik. Gefüttert mit unzähligen Daten von gesunden und kranken Menschen aus der Magnetresonanztomographie sind die ersten KI-basierten Systeme in der Lage, eigenständig Krankheiten wie Multiple Sklerose und verschiedene Formen von Tumoren zu erkennen.
Einzug in die Medizintechnik hält auch die Robotik. Die Zahl der robotergestützten Operationen hat in den zurückliegenden Jahren rasant zugenommen. 2024, so eine Schätzung, dürfte sich der Umsatz mit entsprechender Medizintechnik weltweit auf 7,6 Milliarden Dollar belaufen, 2029 schon auf knapp zwölf Milliarden Dollar. Weil alles immer kleiner wird, vor allem bei Technologieprodukten, nimmt auch die Anzahl und der Erfolg minimalinvasiver chirurgischer Eingriffe stetig zu. Der US-Konzern Boston Scientific etwa hat ein minimalinvasives Verfahren zur Behandlung der lumbalen Spinalkanalstenose (LSS) entwickelt, einer sehr schmerzhaften Verengung des Wirbelkanals im unteren Rückenbereich. Bei dem Verfahren wird durch ein kleines Implantat die Verengung verhindert.
Viele Erfolge finden kaum Beachtung
Doch der Einsatz neuer Analyseverfahren, Künstliche Intelligenz, OP-Roboter und minimalinvasive Eingriffe etwa an der Wirbelsäule sind nur einzelne Beispiele aus der Medizintechnik. Einige Erfolge genießen hohe Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, andere werden kaum zur Kenntnis genommen, sind deswegen aber nicht weniger wichtig. Für die alltägliche Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung und Linderung von Krankheiten sind sie sogar unverzichtbar. Implantate, Produkte zur Injektion, Infusion, Transfusion und Dialyse, humanmedizinische Instrumente, Katheter, Herzschrittmacher, Dentalprodukte, Verbandstoffe, Sehhilfen, Röntgengeräte oder auch Labordiagnostika – kaum eine andere Branche stellt so viele und unterschiedliche Produkte wie die Medizintechnik her und bedient sich dabei auch den Erkenntnissen anderer Industriezweige.
Beurteilung der Branche ist nicht einfach
Das alles macht es schwer, die Medizintechnikbranche als Ganzes zu betrachten, sie sauber von anderen Branchen zu trennen. Nicht wenige Hersteller von Medizintechnikprodukten stellen auch andere Güter her, die Medizintechnik macht nur einen Teilbereich ihrer Tätigkeit aus. Weltweit, so schätzen Beobachter, dürften im laufenden Jahr über 560 Milliarden Dollar mit medizintechnischen Produkten umgesetzt werden. Bis 2028 könnte der Umsatz auf 690 Milliarden Dollar steigen. Größter Markt dabei sind die USA, in denen im laufenden Jahr rund 200 Milliarden Dollar mit Medizintechnikprodukten umgesetzt werden könnten. In Deutschland erzielte die Branche im zurückliegenden Jahr einen Umsatz von rund 40 Milliarden Euro.
Die Wachstumsaussichten für die Medizintechnik sind intakt. Mehr noch, durch den Einzug neuer Technologien wird sie in den kommenden Jahren wohl eine Beschleunigung erfahren. Diese Aussichten auch an der Börse zu nutzen, darauf kommt es nun für die Anleger an. Interessant sind dabei Unternehmen die folgende Themen abdecken: medizinische Geräte wie Magnetresonanz-Scanner, Prothesen, Herzschrittmacher, Röntgengeräte, andere medizinische Mehrwegprodukten sowie Labortechnik sowie Geräte zur Diabetesmessung.
Nachdem die Finanzierungskonditionen sich gegenüber dem letzten Herbst merklich verbessert
haben, während die Mieten unablässig steigen, sehen verschiedene Immobilienmarktteilnehmer
wieder eine wachsende Kaufbereitschaft. Entscheidend ist für viele Investoren und Selbstnutzer
in spe dabei die Frage, ob die Kaufpreise ihre Abwärtsbewegung beendet haben.
Der Wohnindex des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bejaht sie: Im letzten Quartal 2023
habe es mit einem Plus von 0,6 (Häuser) bzw. 0,8 Prozent (Eigentumswohnungen) gegenüber
dem Vorquartal eine Trendwende gegeben. „Die Immobilienpreise dürften damit ihre Talsohle
erreicht haben“, prognostizieren die IW-Ökonomen Pekka Sagner und Michael Voigtländer.
Vorsichtiger ist der Verband der Pfandbriefbanken (vdp), der im Schlussquartal 2023 noch einen
durchschnittlichen Preisrückgang von 1,6 Prozent festgestellt hat und erst in den kommenden
Monaten mit einer Stabilisierung rechnet. Das Jahr 2024 bleibe für die Immobilienbranche
„vorerst schwierig“, konstatiert vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.
Private Altersvorsorge wird wichtiger denn je. Sie sichert den Lebensstandard im Alter und verhindert finanzielle Engpässe. Doch wie viel sollten wir monatlich sparen, um im Ruhestand abgesichert zu sein?
Vor dem Start ist es daher entscheidend, den individuellen Bedarf zu bestimmen. Diese Bedarfsermittlung bildet einen zentralen Schritt bei der Planung der privaten Altersvorsorge. Bevor jedoch ein Vorsorgekonto oder eine Versicherung eingerichtet wird, ist ein detaillierter Überblick auf die finanzielle Situation und die persönlichen Bedürfnisse im Alter unerlässlich.
Eine Schlüsselkomponente dieser Bedarfsermittlung ist die Berechnung der Rentenlücke. Sie zeigt den Unterschied zwischen der voraussichtlichen Rentenhöhe und dem individuellen Bedarf im Ruhestand. Sie gibt Aufschluss darüber, wie viel zusätzliche Vorsorge notwendig ist, um den gewünschten Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten. Mit den folgenden drei Schritten lassen sich die finanziellen Daten ermitteln.
Wie groß ist die Rentenlücke?
Schritt 1:Ermittlung der zukünftigen Wunschrente. Angenommen, jemand plant, in 25 Jahren in Rente zu gehen. Die gewünschte monatliche Rente soll 1.800 Euro in heutiger Kaufkraft entsprechen. Bei einer jährlichen Inflationsrate von zwei Prozent wäre eine Rente von 2.953 Euro pro Monat erforderlich, um die Kaufkraft von 1.800 Euro in 25 Jahren zu halten.
Schritt 2:Bestimmung der monatlichen Rentenlücke. Bei einer zukünftigen Wunschrente von 2.953 Euro pro Monat und einer gesetzlichen Rente von 1.400 Euro ergibt sich unter der Annahme einer gleichbleibenden Inflationsrate eine monatliche Rentenlücke von 1.553 Euro.
Schritt 3:Berechnung des Gesamtkapitalbedarfs. Die monatliche Rentenlücke von 1.553 Euro entspricht einem jährlichen Betrag von 18.636 Euro. Für 20 Jahre im Ruhestand würde dies einen Gesamtkapitalbedarf von 372.720 Euro bedeuten.
Viele Wege führen nach Rom
Es gibt eine breite Palette von Vorsorge- und Anlageformen, die sich je nach individuellen Bedürfnissen und Risikobereitschaft eignen: Riester-Rente, betriebliche Altersversorgung, private Rentenversicherungen, Investmentfonds und Immobilien als Kapitalanlage. Die Riester-Rente wird durch Zulagen und Steuervorteile staatlich gefördert. Die betriebliche Altersversorgung, angeboten vom Arbeitgeber, ermöglicht Arbeitnehmern, steuer- und sozialabgabenfrei Gehaltsteile einzuzahlen. Private Rentenversicherungen bieten eine sichere und planbare Altersvorsorge mit garantierter Verzinsung, flexibel an individuelle Bedürfnisse anpassbar und mit lebenslanger Rentenzahlung. Investmentfonds erlauben Investitionen in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien und generieren attraktive Renditen, die jedoch mit höheren Risiken verbunden sind. Immobilien als Kapitalanlage sind eine beliebte Form der Altersvorsorge, da sie langfristige Wertsteigerungen und Mieteinnahmen bieten können. Allerdings erfordern sie auch eine hohe Anfangsinvestition und laufende Instandhaltungsaufwendungen.
Förderung in unterschiedlicher Form
Die staatliche Förderung spielt eine zentrale Rolle bei der privaten Altersvorsorge und kann die finanzielle Situation im Alter erheblich verbessern. Ein Paradebeispiel hierfür ist die staatliche Förderung bei der Riester-Rente, die durch attraktive Zulagen und Steuervorteile gekennzeichnet ist. Diese Zulagen werden vom Staat direkt in die Vorsorge einbezahlt und erhöhen somit das angesparte Kapital. Zudem können Beiträge zur Riester-Rente steuerlich geltend gemacht werden. Neben der Riester-Rente gibt es auch andere Vorsorgeprodukte, die von staatlichen Zuschüssen oder Steuervorteilen profitieren können. Dazu zählen beispielsweise die betriebliche Altersversorgung, die Basisrente oder die private Rentenversicherung.
Ausdauer zahlt sich aus
Regelmäßige Beitragszahlungen zur privaten Altersvorsorge sind entscheidend und maximieren die Vorteile dieser Vorsorgeform. Durch kontinuierliche Einzahlungen wird eine optimale Nutzung von Zinseszinseffekten ermöglicht, was zu einer erheblichen Steigerung des Vorsorgekapitals führt. Selbst geringfügige Unterbrechungen können die langfristige Performance beeinträchtigen, daher sollten bereits bei Vertragsabschluss realistische Beitragsziele festgelegt werden. Eine automatische Anpassung der Beiträge an steigende Einkommen oder Inflation kann helfen, den Kapitalwert zu schützen und langfristig den gewünschten Lebensstandard im Ruhestand zu gewährleisten.
Laut Klimaforschern wird Deutschland in Zukunft immer häufiger von Extremwettern
heimgesucht werden. Das dadurch steigende Risiko von Sturzfluten wird nach Meinung des
Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bisher zu wenig in der
Prämienkalkulation für die Elementarschadenversicherung berücksichtigt. Daher werden aktuell
für rund ein Drittel der Adressen in Deutschland, vornehmlich im Mittel- und Hochgebirge,
Sturzflut-Risikomodellierungen erstellt. Sie fließen voraussichtlich ab 2025 in das
Geoinformationssystem ZÜRS Geo ein, das für ca. 22 Millionen Adressen das jeweilige Risiko für
Überschwemmungen, Starkregen und Rückstau angibt und von den Versicherern standardmäßig
für ihre Prämienkalkulation zurate gezogen wird.
„Insbesondere die Juli-Flut 2021 hat gezeigt, dass die bisherigen Hochwassersimulationen
Sturzfluten nicht genau genug abbilden. In engen Gebirgstälern, in denen viel Wasser von den
Berghängen stürzt, können die Flusspegel deutlich höher anschwellen als bei der gleichen
Regenmenge im offenen Gelände“, begründet die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin
Anja Käfer-Rohrbach die ZÜRS-Ergänzung. Von zentraler Bedeutung sei eine stärkere Prävention,
unter anderem durch Baustopps in Risikogebieten.
Von März bis Mai ist wieder Dividendensaison in Deutschland. Die Aktiengesellschaften sollen 2024 knapp 55 Milliarden Euro ausschütten. Das ist ein neuer Rekord.
Viele Aktienanleger glauben, dass dies eine besonders rentable Zeit sei. Dabei handelt es sich bei Dividenden, anders als beim Zins, um ein Spiel nach dem Muster „Rechte Tasche, linke Tasche“, das den Investoren keinen zusätzlichen Ertrag bringt. Langfristig orientierten Anlegern und wachstumsstarken Unternehmen schaden sie sogar nachweislich.
Den (Irr-)Glauben an die besonders rentable Dividendenzeit nähren viele. Zum einen die ewige Hoffnung der Anleger auf attraktive Investitionen. Zum anderen jene, die an der Story von den angeblich so attraktiven Dividenden gut verdienen – Fondsanbieter, Banken, Unternehmen und Finanzmagazine. Fragt sich aber, warum ausgerechnet einer der erfolgreichsten Investoren bei diesem angeblichen Sterntaler-Thema abwinkt: Warren Buffett hält nichts von Ausschüttungen.
Aktienanleger zahlen aus der eigenen Tasche
Tatsache 1: Die Anleger bezahlen sich mit Dividenden selbst. Eine unwiderlegbare Tatsache geht in diesem Lobgesang unter. Dividenden sind kein Ertrag wie ein Zins, den die andere Vertragspartei an die Anleger ausschüttet und den diese zusätzlich zum investierten Kapital erhalten. Vielmehr bezahlen sich die Aktienanleger mit den Dividenden selbst. „Am Tag der Ausschüttung, auch Ex-Dividende genannt, sinkt der Aktienkurs eines Unternehmens um eben diesen Betrag“, sagt Michael Thaler von TOP Vermögen mit Sitz u. a. in Starnberg und München.
Daher verfügt ein Anleger nach Ausschüttung der Dividende über genauso viel Kapital wie zuvor. Ein Beispiel verdeutlicht das: Ein Anleger hält 1.000 Aktien zu je 50 Euro. Am Tag der Ausschüttung, die sechs Prozent oder drei Euro pro Aktie beträgt, werden ihm 3.000 Euro aufs Verrechnungskonto überwiesen. Im Gegenzug verringert sich der Wert der Aktien im Depot auf 47.000 Euro. „Die Summe von 50.000 Euro verändert sich bei sonst gleichen Bedingungen nicht“, sagt Vermögensprofi Thaler. Mit dem Unterschied, dass jetzt nur noch 47.000 Euro produktiv arbeiten.
Langfristige Anleger verzichten lieber
Wahrheit 2: Ausschüttungen schaden langfristig orientierten Anlegern. Dem steht nur scheinbar entgegen, dass Dividenden unterm Strich einen großen Teil des langfristigen Anlageerfolgs ausmachen. Das lässt sich anhand des DAX-Performance-Index (DAX-P) und des DAX-Kurs-Index (DAX-K) illustrieren. „Der DAX-P stand Anfang April bei rund 18.000 Punkten, der DAX-K bei 7.000 Zählern. Die Differenz erklärt sich mit den Dividenden“, sagt Stephan Albrech von der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung in Köln. Das stimmt zu 100 Prozent. Wären aber die DAX-Dividenden nicht zur Berechnung des DAX-P reinvestiert worden, stünde auch dieser Index heute bei nur 7.000 Zählern. „Der Unterschied von gut 150 Prozent zum DAX-K entsteht, weil die Dividenden in den Performance-Index einberechnet, also reinvestiert wurden“, so Albrech.
Dieser Mechanismus greift auch bei einzelnen Anlegern. Ein hypothetisches Beispiel verdeutlicht die Folgen fürs Vermögen. Anleger A hat 50.000 Euro in eine Aktie investiert, die über 30 Jahre Jahr um sechs Prozent im Kurs zulegt und jedes Jahr den Zuwachs von sechs Prozent ausschüttet. Nach 30 Jahren hat der Anleger somit 90.000 Euro an Dividenden erhalten. Zudem verfügt er über seine Anfangsinvestition von 50.000 Euro – insgesamt 140.000 Euro. Anleger B hat ebenfalls 50.000 Euro in die Aktie investiert. Die sechs Prozent werden dieses Mal aber nicht ausgeschüttet, sondern arbeiten produktiv in der Firma weiter. Ergebnis: „Nach 30 Jahren verfügt Anleger B über gut 287.000 Euro und somit über mehr als das Doppelte von Anleger A, auch wenn der Aktienkurs in diesem Fall ebenfalls nicht gestiegen ist“, so Vermögensprofi Albrech. Fazit: Wer sein Geld langfristig möglichst rentabel anlegen möchte, verzichtet auf Unternehmen oder Fonds/ETF mit Dividenden.
Rentabel investieren statt ausschütten
Wahrheit 3: Erfolgreiche Unternehmen machen mehr aus ihrem Geld als Dividenden. Auch aus Sicht wachstumsorientierter Unternehmen sind Dividenden schädlich, denn sie mindern das Kapital, das rentabel investiert werden kann. Das ist wohl der Grund, warum Starinvestor Warren Buffett Ausschüttungen nicht mag. „Zum einen hat seine sehr erfolgreiche Holding Berkshire Hathaway seit 2008 keine Dividenden entrichtet. Zum anderen investiert er sein Kapital und das seiner Anleger höchst ungern in Unternehmen, die Dividenden ausschütten“, sagt Vermögensverwalter Michael Thaler. Der Gedanke dahinter: Unternehmen mit attraktiver Kapitalrendite verzichten auf Ausschüttungen, weil dieses Geld (deutlich) rentabler arbeiten kann, als auf Anlegerkonten herumzuliegen.
Auch hierzu ein Beispiel: Ein Unternehmen erzielt mit seinem Geschäftsmodell eine jährliche Rendite von 20 Prozent. Dann bedeutet eine Dividende von sechs Prozent, dass im folgenden Jahr nicht mehr 100, sondern nur noch 94 Prozent des Kapitals mit 20 Prozent rentieren. Nach dem Abzug der Dividenden werden bei sonst gleichen Bedingungen somit nur noch 112,8 statt 120 Einheiten (94 mal 1,2) erwirtschaftet. „Die Zahlung einer Dividende ist aus Sicht von Unternehmen rein wirtschaftlich nur dann sinnvoll, wenn sie ansonsten keine attraktiveren Renditen erzielen können“, sagt Vermögensverwalter Albrech. Solche Unternehmen aber sollten kluge Anleger besser meiden.
So mancher Marktbeobachter reibt sich in diesen Wochen verwundert die Augen angesichts der
Rekordjagd, die der deutsche Leitindex DAX hinlegt und die so gar nicht zu den tristen
Konjunkturmeldungen passen will. Während beispielsweise das ifo Institut für dieses Jahr mit
einem BIP-Wachstum von gerade mal 0,2 Prozent rechnet, stieg der DAX zwischen Neujahr und
Ende März um 9 Prozent.
Die Diskrepanz rührt vor allem daher, dass die großen Aktiengesellschaften ihr Geschäft
mittlerweile zu rund 80 Prozent im Ausland machen, insbesondere in den USA und in China.
Diese Unabhängigkeit von der deutschen Konjunktur zeigt auch der Softwareriese SAP, der den
DAX stark prägt – umso mehr, nachdem die Kappungsgrenze für den Index auf 15 Prozent
angehoben wurde. Nach Meinung von Börsenexperten wie dem Vermögensverwalter Bert
Flossbach ist der deutsche Leitindex daher „ein schlechter Indikator für die wirtschaftliche
Gesamtsituation in Deutschland“. Prof. Andreas Hackethal von der Goethe-Universität Frankfurt
sieht auf den globalen Märkten „diverse Wachstumsimpulse, die die Kurse auch hier beeinflussen
können“
Über die Unterversicherung deutscher Hausbesitzer gegen Elementargefahren wie Starkregen
und Überschwemmung wird seit Jahren hitzig debattiert. Nur rund jeder zweite hat den
Zusatzbaustein zur Wohngebäudeversicherung abgeschlossen. Der Bundesrat hat sich nun klar
positioniert: Eine Pflichtversicherung soll her. Andernfalls müssten immer wieder die
Steuerzahler einspringen, da der Staat Hochwassergeschädigte regelmäßig unterstützt
(„Samariterdilemma“) –zumindest, wenn Wahltermine anstehen. Im Bundestag zeichnet sich
allerdings nach wie vor keine Mehrheit für eine Zwangspolice ab.
Auch die Versicherer sind skeptisch und sehen eher bei der Schadensvorbeugung
Handlungsbedarf.„Prävention sollte fester Bestandteil der Landesbauordnungen werden. Sonst
können wir uns schon jetzt auf Milliardenschäden bei künftigen Hochwassern gefasst machen“,
mahnt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV). Konkret schwebt dem GDV ein „Maßnahmenpaket aus einer
verpflichtenden Klima-Gefährdungsbeurteilung bei Baugenehmigungen, dem konsequenten
Baustopp in Überschwemmungsgebieten, der Entsiegelung von Flächen und einem
bundesweiten Naturgefahrenportal“ vor.
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